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1. Geschichte des Mittelalters - S. 26

1888 - Wiesbaden : Kunze
26 Aus der deutschen Vorzeit. 2) in die Westgoten in Podolien, in der Moldau und den anliegenden Ländern zwischen der Theiß, der Donau und dem Dniepr. Die Goten waren die ersten Germanen, welche nach dem Vorgänge der Römer ihre heidnischen Gottheiten mit dem Christentum vertauschten. Der arianische Bischof der Westgoten, Ulsilas (f 381), übersetzte die Bibel in die gotische Sprache. Dies ist das älteste Denkmal deutscher Sprache, welches auf uns gekommen ist. Die Hunnen 375. Den Hauptanstoß zu der großen Bewegung germanischer Stämme nach Westen und Süden, welche als Völkerwanderung bezeichnet wird, geben die Hunnen. Diese waren ein mongolisches Reitervolk, welches das innere Hochasien mit Weib und Kind verlassen hatte und im Jahre 375 plötzlich im Osten von Europa erschien. Sie waren von unbändiger Wildheit; ihr gedrungener Körperbau zeigte breite Schultern und einen dicken Kopf, und aus dem braungelben Gesichte mit hervorstehenden Backenknochen blickten kleine, tief liegende Augen. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Fleisch, das sie durch einen tüchtigen Ritt auf dem Pferde mürbe machten. Sie waren ein Wandervolk, ihre Kleidung bestand in Kitteln von Leinen oder Fellen, die sie so lange trugen, bis sie ihnen vom Leibe fielen. Beständig saßen sie auf ihren Pferden, auf denen sie sogar ihre Beratungen hielten. Sie hatten keinen Begriff von Recht und Unrecht, keine Ahnung von einer Gottheit. Beim Angriffe benutzten sie wie alle asiatischen Reitervölker Pfeil, Säbel und Schlinge: sie sprengten blitzschnell heran, zogen sich zurück und ermüdeten dadurch den Feind. An der Wolga trafen sie auf die Alanen, überwanden dieselben und rissen sie mit sich fort. Die Hunnen und Alanen stießen nun auf die Ostgoten, deren König Hermanrich alt und krank darniederlag und dem gewaltigen Andrang nicht zu widerstehen vermochte. Er gab sich selbst den Tod, während sein Volk teils unterworfen, teils nach Westen auf seine Stammesverwandten gedrängt wurde. Während die Hunnen sich nun in den grasreichen Niederungen Südrußlands festsetzten, wo sie beinahe 70 Jahre sich ruhig verhielten, baten die Westgoten den römischen Kaiser Valens um Wohnsitze auf dem rechten Ufer der Donau und versprachen dafür feine Oberherrschaft anzuerkennen und die Grenzen zu schützen. Der Kaiser entsprach ihren Wünschen, und es wanderten 200 000 waffentragende, im ganzen wohl eine Million Goten ein. Bald entstand eine Hungersnot unter den Goten, und die Häuptlinge derselben unterhandelten mit den römischen Statthaltern um die nötigen Nahrungsmittel. Aber diese verkauften den Goten

2. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

3. Geschichte des Mittelalters - S. 303

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 303 begonnen und 1880 vollendet wurde, die Stephanskirche in Wien, der Dom zu Erfurt und viele andere sind in diesem edeln Stile erbaut. Bildnerei und Malerei. Die ersten Spuren bildender Kunst finden sich als Wandmalereien in den Katakomben in Rom und Neapel; Ravenna besitzt die am besten erhaltenen Mosaikbilder. In Deutschland erscheinen sie zu den Zeiten der Karolinger und erinnern bei aller Unvollkommenheit an die antike Technik. Im 11. Jahrhundert wurde die Einwirkung der byzantinischen Kunst in dem architektonischen Charakter der Kunstwerke bemerkbar: symmetrische Strenge bei dem Streben, die Form der Gestalten in scharfer und bestimmter Weise zu fassen. Die menschliche Gestalt erscheint nach toten, mathematischen Gesetzen entworfen, lang gedehnt, die Verhältnisse der Körperteile sind verfehlt, und das Nackte ist unvollkommen ausgebildet. Die Gewänder sind in lange, einfache Falten gelegt. Die Malereien der karolingischen Zeit zeigen saftige, mit unsicher geführtem Pinsel ausgetragene Farben, in der folgenden byzantinischen Periode feine, saubere Ausführung in trockener Farbe und können nur als kolorierte Zeichnungen betrachtet werden. Die Kunst der Mosaikmalerei, die im Abendland erloschen war, wurde in Italien nach byzantinischem Muster erneuert, gelangte jedoch erst im 12. und 13. Jahrhundert zu freierer und selbständigerer Ausbildung. Mit dem Schlüsse des 12. und dem Anfange des 13. Jahrhunderts trat in Deutschland ein bedeutender Aufschwung der bildenden Kunst ein: die gemessene Strenge des als Grundlage beibehaltenen romanischen Stils weicht einer tiefen Innigkeit des Gefühls und einer frommen, gemütvollen Auffaffung. Die menschlichen Gestalten verlieren den kalten starren Charakter und nehmen eine lebensvolle, anmutige Haltung an; die Gesichter zeigen einen weichen, lieblichen Ausdruck; die Schultern sind jedoch mit den eng anliegenden Armen oft zu schmal gehalten, die Hände erscheinen zuweilen verdreht. Die Gewänder fließen in langer, weich geschwungener Faltung. Im Laufe des 13. Jahrhunderts macht sich der Einfluß des in der Baukunst vorherrschenden gotischen Stils auf die Skulptur durch die demselben entlehnten Ornamente, sowie durch ein gewisses gedehntes, manieriertes Wesen bei den Figuren geltend. Die Malereien gotischen Stils sind bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts noch einfach kolorierte Umriß- zeichnungen , und erst später gelangt dieser Kunstzweig zu höherer Ausbildung und Bedeutung. Die Umwandelung der Malerei, welche in Flandern im Anfange des 15. Jahrhunderts durch die Gebrüder van Eyck bewirkt wurde, denen die Vervollkommnung und

4. Geschichte des Mittelalters - S. 309

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 309 und nachdächten, wie Ihr der mutwilligen Gewalt Euch entledigen könntet. Ohne Zweifel würde Euch Gott nicht verlassen und die Unbilligkeit dämmen helfen, wertn wir ihn von Herzen anrufen!" 5. Als Albrecht I. ermordet war (§. 35, 2), nahmen seine Gemahlin Elisabeth, eine Tochter des Herzogs Meinhard von Kärnten, und ihre Tochter Agnes, die bereits damals verwitwete Königin von Ungarn war, wegen des Kaisers Tod blutige Rache. Rudolf von Wart, welcher keine Hand an den Kaiser gelegt hatte, aber bei dem Morde zugegen gewesen war, fiel den Häschern der Kaiserin in die Hände und wurde zum Tode verurteilt. Man band den Unglücklichen an den Schweif eines Pferdes, schleifte ihn zu der Stelle hin, wo der Mord geschehen war, und räderte ihn lebendig. Rudolf von Wart schmachtete drei Tage und drei Nächte auf dem Rade, während seine treue Frau, eine geborne von Palm, ohne Unterlaß für die Seele ihres Gatten betete und ihm in feiner Todespein durch Wort und That Mut und Trost einflößte. Sie begab sich nach dem Tode Rudolfs in das Frauenkloster nach Basel, wo sie bald nachher starb. Der Blutdurst der beiden Königinnen ging so weit, daß sie, da man sich der Mörder selbst nicht bemächtigen konnte, mit Verleugnung jedes weiblichen Gefühls die unschuldigen Verwandten, Freunde, Diener und Unterthanen derselben mit unmenschlicher Grausamkeit verfolgten, ihre Güter einzogen und von dem Erlöse derselben an der Stelle des Mordes das Kloster Königs-seiden stifteten, in welchem Agnes mit dem Scheine der Heiligkeit lebte. Damals sagte ihr ein frommer Einsiedler, namens Bert-hold Strobel: „Gnädige Frau, es ist ein schlechter Gottesdienst, wenn man unschuldig Blut vergießt und aus dem Raube Klöster stiftet; Gott hat mehr Gefallen an Gütigkeit und Erbarmen." 6. Unter Ludwigs des Bayers Regierung zieht eine Frau unsere Aufmerksamkeit auf sich, deren Name keinen guten Klang hat, Margareta Maultafch. Margareta Maultasch war die Tochter des Herzogs Heinrich von Kärnten und im Jahre 1316 geboren. Ob sie ihren seltsamen Beinamen von dem Schlosse Maultasch in Tirol erhielt oder von ihrem mißgestalteten Mund, ist ungewiß. Ein Zeitgenosse schildert sie als sittenlos, herrschsüchtig, wild, unruhig und feurig. Sie heiratete zuerst den Sohn des böhmischen Königs Heinrich und lebte mit ihrem Gemahle, der jünger als Margareta und ein schwacher, träger und schläfriger Herr war, höchst unglücklich, sodaß sie mit Hilfe des Kaisers Ludwig des Bayern (Z. 36,2),

5. Geschichte des Mittelalters - S. 314

1888 - Wiesbaden : Kunze
314 Vierte Periode des Mittelalters. durch und durch gesticktes Gewand von Damast, über demselben eine Mantille von demselben Stoffe, gefüttert mit Hermelin, einen Gürtel von Gold, der mit den seltensten Edelsteinen besetzt war, und von welchem eine reiche Tasche herabhing. Ihr Haupt war mit der bur-gundischen Krone geziert, welche mit den kostbarsten Juwelen ausgelegt war. In großen Locken hing das braune Haar auf den Nacken herab. Die Schleppe des Kleides trugen zwei der vornehmsten Hofdamen. Maximilian galt für den schönsten Mann seiner Zeit. Die Ehe, welche er mit Maria eingegangen hatte, wurde eine sehr glückliche, und der Besitz zweier Kinder erhöhte dasselbe noch. Aber nur fünf Jahre währte es. Maria, eine leidenschaftliche Freundin der Falkenjagd, folgte einst ihrem Gemahle dahin. Schon waren verschiedene Reiher gefangen, da gewahrte Maria auf einem Baume einen vorzüglich schönen und großen. Ein Graben hemmte den Weg. Rasch spornte sie das Pferd an; es scheute und warf die mutige Reiterin auf eine so unglückliche Weise ab, daß das Pferd selbst stürzend auf die Fürstin fiel. Nach wenigen Tagen erlag sie den fürchterlichsten Schmerzen, welche die erhaltenen Verletzungen ihr bereiteten. Während Maximilian bei der Gewißheit des unersetzlichen Verlustes verzweiflungsvoll die Hände rang, nahm sie von ihrer Umgebung zärtlichen Abschied. „Ade, teuerster Max", sprach sie, „Du edles, kaiserliches Blut; wir müssen fortan geschieden sein! Ade, geliebter Sohn, noch so zart an Jahren; Du wirst für lange Zeit eine mutterlose Waise bleiben! Ade, süßes Töchterchen, ade, ihr beiden jungen Wesen! Ich verlasse Euch zu bald; aber ich darf nicht länger zögern, ich muß zu denjenigen, welche vor mir hinübergegangen sind!" Mit gebrochener Stimme sprach sie zuletzt noch: „Ade, meine Herrschaft von Burgund und ihr alle, meine Provinzen der Niederlande, und du, edle Stadt Brügge, welche mich noch einmal traulich aufgenommen hat. Ich gehe wohl allzufrüh von euch, aber wider den Tod giebt es kein Mittel; ich fühle, mein Stündlein nahet!" In wenigen Augenblicken war sie verschieden (1482). „Nie, so lange ich lebe", ries Kaiser Maximilian aus, „werde ich dies treue Weib vergessen!" Ihr Leichnam wurde einbalsamiert und in der Kirche Unserer lieben Frauen zu Brügge feierlich beigesetzt. Jedermann ehrte die Geschiedene auch im Tode durch Fürbitte, Opfer und Gebet.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1888 - Wiesbaden : Kunze
4 Aus der deutschen Vorzeit. an der Mündung der Oder und auf Rügen, die Burgunder von der Oder bis zur Weichsel, die Goten oder Gotonen um die Weichselmündungen. Vom Thüringer Wald bis zur Donau wohnten die Hermunduren, im heutigen Schlesien die Vandalen, in Böhmen die Markomannen, östlich bis zu den Karpathen die Du adert. Gestalt und Lebensweise. Die alten Deutschen waren hochgewachsene, kräftige Gestalten mit feurigen, blauen Augen, blondem, lang herabwallendem Haupthaar, breiten und starken Schultern. Sie schätzten die Unabhängigkeit des unfreundlichen Landes über alles hoch, waren mutig und unermüdlich im Kampfe und auf der Jagd. Zu regelmäßiger Arbeit waren sie nicht geneigt. Durst und Hitze konnten sie nicht ertragen; an Kälte und Hunger hatte das rauhe Klima des ungastlichen Bodens sie von Jugend auf gewöhnt. Ihre Kleidung bestand vorzugsweise aus Tierfellen. Alle hatten einen Mantel zur Bedeckung, welcher mit einer Spange oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Die Reichen trugen eng anschließende Kleider aus Leinen oder Wolle und Felle wilder Tiere, welche sie mit seltenem Pelzwerk verbrämten. Männer und Frauen hatten häufig die gleiche Kleidung, außer daß die Frauen öfter leinene Umwürfe trugen, welche mit Purpur besetzt waren und keine Ärmel hatten. Speise und Trank waren sehr einfach. Wildes Obst, frisches Wild, Haferbrei, Brot und geronnene Milch stillten in der Regel ohne weitere Leckerbissen den Hunger; ihr gewöhnlicher Trank war ein Saft, der aus Gerste (Bier) oder aus Honig (Met) bereitet war. Die Stämme, welche an den Ufern der Flüsse oder am Meere wohnten, erhandelten auch Wein. Wohnung. Aus der Vorliebe der Germanen zum freien, unftäten Umherziehen erklärt sich ihre Abneigung gegen die Städte. Sie verglichen dieselben mit Gefängnissen und bauten sich deshalb lieber einzeln und abgesondert da an, wo eine Quelle, ein Bach, ein Feld oder Hain ihnen gefiel. Die Hütte stand häufig in der Mitte der Mark, welche zu derselben gehörte und mit einem Zaun eingehegt war. Zum Bauen bedienten sich die alten Deutschen weder der Bruchsteine, noch der Ziegel. Zhr ganzes Baumaterial war unförmlich und ungefällig. Den Hauptraum des Hauses nahm eine Halle ein, an dessen Hinterem Ende sich der Herd befand, wo das Feuer selten erlosch. In Ermanglung eines Schornsteins mußte der Rauch seinen Ausweg durch die Thür oder durch Dachluken nehmen. Der Herd bildete den Sammelpunkt für die Familie. Hier befand sich der Sitz des Hausherrn, Tisch und Bänke für die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 44

1888 - Wiesbaden : Kunze
44 Erste Periode des Mittelalters. Unruhen im Lande der Goten, und viele der verfolgten Geistlichen flüchteten sich zu den Franken. Deshalb sprach Chlodwig eines Tages zu seinen Franken: „Höret, es ärgert mich, daß die Ketzer den schönsten Strich in Gallien besitzen; auf, lasset uns hinziehen und ihr Land erobern." Alle stimmten bei, und Chlodwig brach gegen sie aus. Er erschlug Alarich Ii. in der Schlacht bei Vougl6 507 und hätte die Goten gänzlich aus Gallien vertrieben, wenn nicht Theodorich der Große in Italien, Alarichs Schwiegervater, für seinen Enkel eingeschritten wäre. Doch konnte er es nicht hindern, daß Chlodwig alles Land von der Loire bis zu den Grenzen von Languedoc dem fränkischen Reiche einverleibte. Um sich den Schein von Oberhoheit über Gallien zu wahren, schickte Kaiser Anastasius in Konstantinopel Gesandte an Chlodwig und erteilte ihm Titel und Gewand eines römischen Patricius. Chlodwig schmückte sich in der Kirche in Tours damit, bestieg dann ein stattliches Kriegsroß und durchritt mit großem Gepränge die Straßen der Stadt, indem er Gold und Silber unter die staunende Menge ausstreute. Seinen Franken erschien er hierdurch im Lichte einer höheren Würde, und die unterworfenen Gallier sahen in ihm nun ihren rechtmäßigen König. In seiner Hauptstadt Paris richtete er nach dem Muster des römischen Hofes eine glänzende Hofhaltung ein, gründete Hofämter und setzte über alle Hofleute einen Hausmeier (major domus), einen Mann aus edlem Geschlechte, welcher im Kriege und Frieden nach ihm der erste sein sollte. Nachdem Chlodwig seine Macht soweit vermehrt hatte, trachtete er danach, die übrigen Frankenstämme, welche von seinen Vettern beherrscht wurden, ebenfalls mit seinem Reiche zu vereinigen. Der eine von ihnen, Siegbert zu Köln, hatte einen leichtsinnigen Sohn, Namens Chloderich. Zu diesem schickte Chlodwig und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt geworden und hat einen lahmen Fuß; wenn der stürbe, würde dir das Reich zufallen, und unserer Freundschaft dürstest du gewiß sein." Dadurch wurde Chloderich verleitet, seinen Vater ermorden zu lassen. Als Chlodwig dieses hörte, ließ er den gottlosen Sohn mit der Streitaxt erschlagen und nahm Siegberts Reich und Schätze an sich. Ein anderer Vetter war König Chararich an der Somme; diesen fing Chlodwig durch List, ließ ihm und seinem Sohne das Haupthaar scheeren und beide zu Priestern machen. Sie murrten laut und sprachen in ihrem Unmute: „Am grünen Holz ist das Laub abgeschnitten, und der Stamm noch nicht dürre, daß er wieder ausschlagen kann zum Verderben jenes." Als

8. Geschichte des Mittelalters - S. 62

1888 - Wiesbaden : Kunze
62 Erste Periode des Mitttelalters. Sardinien, ltnteritalien, Afrika und Asien besuchten und durchkreuzten arabische Kaufleute. Zur See kamen sie nach Indien, China und die Ostküste von Afrika, von wo sie später den Europäern die Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) erleichterten. In Ägypten zeigten sie ihre Meisterschaft im Aeldbau, indem sie durch kunstreiche Wasserwerke unfruchtbare Landstrecken mit dem Schlamme des Nil zu verbessern verstanden. In Oberägypten legten sie Bergwerke an, und in Unterägypten richteten sie eine In dustrie ein, welche die feinste Seide, Baumwolle, Leinwand, Teppiche, Mäntel, Reitzeug zc. lieferte. Auch Spanien hat nie mehr geblüht, als unter der Herrschaft der Araber; es verdankt ihnen die Einführung des Zuckerrohrs, der Seidenraupe und der Baumwollenstaude, die erneuerte Ausbeute ergiebiger Bergwerke und die Anlage großartiger Webereien und Spinnereien. Unter den Abassiden blühte Bagdad als Hauptstadt des morgenländischen Kalifats rasch auf. Es zählte 10000 Moscheen, ebensoviel öffentliche Bäder, 105 Brücken, 600 Kanäle, 400 Wassermühlen, 4000 Trinkanstalten, prächtige Paläste mit weitläufigen Gärten, kühlenden Springbrunnen und schattigen Säulengängen. Bagdad bildete den Mittelpunkt des arabischen Handels. Den Tigris abwärts ging die Aus- und Einfuhr über Bafra (Balfora), dem wichtigsten Pnnkte des arabischen Seehandels. Bagdad kamen an Luxus und Prachtbauten Cordova und Granada in Spanien gleich. Berühmt war die große Moschee von Cordova, das Hauptheiligtum Spaniens; sie maß 120 m in die Breite und 175 m in die Länge. Ein Dritteil nahm der Hof ein, das Übrige bestand aus 19 Schiffen mit 19 Pforten und 850 Säulen. Die 19 ehernen Thore waren mit Goldblech überzogen, der Boden der Kapelle von Gold und Silber und das Ganze durch zehntaufenb prachtvolle Lampen erhellt. Corbova besaß 600 Moscheen und 900 Seiber, außerdem noch in der Nähe der Stadt das Schloß Azz ahra. An biefem Palaste waren 4300 Säulen von verschiebenem Marmor, der Fußbobeu ein Marmortafelwerk von künstlicher Zeichnung, die Wände mit gleichem Schmuck und bunten Farben geziert, die Decken strahlten von Golb und Azur, die Ceberubalken zeigten reiches Schnitzwerk, in den Sälen stanben zierlich gefaßte Brunnen. In Sevilla erbauten die Kalifen den noch stehenben Turm Giralba, ein viereckiges Gebäube, von 14 m Breite und 46 m Höhe, auf welchem sich noch ein viereckiger Aufsatz von 10 m Höhe erhob, besten Spitze 4 große vergolbete Kugeln trug. Im Innern der dicken Mauer zieht sich eine Rampe bis zur Platte empor, sodaß man hinauf reiten kann. Den prächtigsten Schmuck maurischer Baukunst besaß Gr an ad a in seinem 1270 begonnenen Königsschloß Alhambra. Die Alhambra ist der obere befestigte ^eil der Stadt, ihre Mauern waren früher Festungs-maueru, hinter denen die Säulenhöfe des Luxusschlosses sich öffneten. An der Südseite lag der Hof Albe rea, 40 m lang und 18 m breit, bessert Mitte ein von Myrten beschattetes Bassin einnahm. Die untliegenben Gebäude enthielten große Säle mit Mauern von einer Dicke, daß die Fensternischen kleinen Gemächern glichen. Mittels reich verzierter Durchgänge kam man zu dem Löwenhof, dessen Säulenhalle bald einfache, bald zwei-bis viergekuppelte Säulen hat. In der Mitte des Hofes tragen 12 Löwen

9. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 193 Mönchsorden. Die Mönche, welche nach der Regel Benedikts von Nursia lebten, hießen Benediktiner. Als ihnen Verweltlichung drohte, wurde eine Reform des Klosterwesens angestrebt. Mehrere Äbte des Klosters Clugny in Burgund verschärften im 10. Jahrhundert die Regeln und stifteten den Orden der Clunia-censer, welcher im 12. Jahrhundert über 2000 Klöster und große Reichtümer besaß. Noch größere Strenge waltete in dem im 11. Jahrhundert von dem Benediktiner Robert aus der Champagne zu Ci-teaux bei Dijon gegründeten Cisterzienserorden, der die schwarze Benediktinerkutte mit einem weißen Ordensgewande vertauschte, durch seine Sitteneinfalt hohes Ansehen gewann und Bernhard von Clairvaux zu seinen Zierden zählte. Kurze Zeit nach diesem entstand zu Premontre bei Laon der Pr ämonstratenserorden, den ein vornehmer Deutscher namens Norbert gründete. Die strengsten Regeln führte der Karthäuserorden ein, den der Rektor der Domschule zu Rheims, Bruno von Köln, in einer wilden Gebirgskluft bei Grenoble, la Chartreuse genannt, 1084 stiftete. Die Kleidung desselben bestand aus einem rauhen, härenen Gewände, die Bedeckung des Kopfes und der Füße dagegen war untersagt. Die Ordensglieder mußten wöchentlich dreimal fasten und genossen in den 7 heiligen Wochen nur Wasser und Brot. Die gottesdienstlichen Übungen wurden weder bei Tag noch bei Nacht unterbrochen, Einsamkeit, beständiges Schweigen und scharfe Geißelungen erhöhten die strenge Lebensweise. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts faßten zwei Männer den Entschluß, die Idee der Entsagung in ihrer ganzen Strenge wieder herzustellen und wurden dadurch Stifter der Bettelorden. Franz von Assisi (1182—1226), der Sohn eines reichen Kaufmannes in Assisi bei Perugia, entsagte seinen Gütern, vertauschte 1208 seine reiche Kleidung mit einem groben grauen Rock nebst Kapuze, legte einen Strick um die Lenden und trat als Bußprediger auf. Sein Beispiel spornte andere zur Nacheiferung an. Ohne Geld zogen seine Jünger von Ort zu Ort, predigten, fasteten, beteten, geißelten sich und fristeten ihr Leben von Almosen. Allein Jnnoeenz Iii. mißbilligte dieses gänzliche Entsagen alles Besitzes und erteilte erst nach längerem Zögern mündlich die Bestätigung des Ordens. Die Franziskaner teilen sich wieder in mehrere Zweige, in Barfüßer, Kapuziner, Spiritualen rc. Fast zu gleicher Zeit entstanden die Dominikaner. Ein spanischer Chorherr, Dominikus Guzman (1170 —1221), hatte die Verirrung der Albigenser kennen gelernt und suchte in heiligem Eifer die unglücklichen Ketzer von ihren Irrtümern zu befreien. Deshalb stiftete er 1215 den Orden Cassians Weltgeschichte, n. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 13

10. Geschichte des Mittelalters - S. 196

1888 - Wiesbaden : Kunze
196 Dritte Periode des Mittelalters. Simon von Montsort erteilt. Allein dieser wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getötet. Darum kam das grausam verwüstete Land nach Raimunds Tode an den König von Frankreich. Die Inquisition. Auf der Kirchenversammlung zu Toulouse 1229 ergriff die päpstliche Partei neue Maßregeln zur Verhütung der Ketzerei. Die Bischöse wurden angewiesen, Geschworene zur Aufspürung und gerichtlichen Verfolgung der Ketzer anzustellen; jeder Bischof, Fürst. Baron oder Richter, welcher einen Ketzer verschone, sollte sein Land, Gut oder Amt einbüßen; jedes Haus, das einen Ketzer beherberge, dem Boden gleichgemacht werden; wer nicht zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten beichte und kommuniziere und alle zwei Jahre seine Übereinstimmung mit der römischen Kirche eidlich bekräftige, solle der Ketzerei verdächtig und jeder ärztlichen und geistlichen Hilfe verlustig gehen. Da aber die Bischöfe in der Ausführung dieser Maßregeln bald zu lässig erschienen, so setzte der Papst besondere Ketzergerichte oder Jnquisitionstribunale ein und beauftragte die Dominikaner, welchen er unbeschränkte Vollmacht erteilte, mit der Handhabung und Leitung derselben. Die Inquisition entschied darüber, ob jemand den rechten Glauben habe oder nicht, und verurteilte die Ketzer oder Irrgläubigen zum Verlust ihrer Güter, ihrer Freiheit und ihres Lebens. Der Angeklagte wurde ins Gefängnis gebracht und durfte niemand sprechen; auch kein Gebetbuch wurde ihm gestattet. Gestand er die ihm zur Last gelegten Verbrechen, so hatte er sich sein Urteil selbst gesprochen; leugnete er dagegen, so wurde er dennoch als schuldig angesehen und demgemäß behandelt. Er erfuhr nicht, wer seine Ankläger oder wer die Zeugen waren; mit Hilfe der Folter (§. 40) erpreßte man das Geständnis. Entging ein Angeklagter durch Bekenntnis und Reue dein Tode, so mußte er dem Irrtum abschwören und sich allen Strafen und Bußübungen unterziehen, welche das Gericht aussprach. War er zum Tode verurteilt, so wurde in Gegenwart der schaulustigen Menge ein feierliches Auto da Fe (Hinrichtung) veranstaltet. Die Verurteilten erschienen barfuß, mit einer spitzen Mütze auf dem Kopfe und angethan mit dem Sanbenito, einem fafranfarfrigen Bußkleide, welches auf Rücken und Brust mit einem Kreuze bezeichnet und mit Teufeln bemalt war. Ehe die Verurteilten auf den Scheiterhaufen geführt wurden, fragte man sie, in welchem Glauben sie sterben wollten; antworteten sie: „im katholischen", so wurden sie erdrosselt, schwiegen sie, so wurden sie lebendig verbrannt. Dieses furchtbare Glaubensgericht, an welchem Neid, Hab- und Herrschsucht, Bosheit und Rache mehr Anteil hatten als der Glaubens-
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